30. September 2007
Lieber Rotary Club 1850,
Viele Grüße aus der "Neuen Welt".
Mittlerweile bin ich etwa sieben Wochen in den USA; Sieben Wochen in denen ich sehr viel gelernt und einzigartige Erfahrungen gemacht habe.
Ich verstehe nun, was man bei den Orientations vor Programmbeginn gemeint hat, als man von dem primären Ziel der Kulturerfahrung sprach.
Nach sieben Wochen als Austauschschüler im Herzen der Vereinigten Staaten habe ich einen ersten Eindruck von der Kultur dieses riesigen Landes bekommen.
Ich habe die Chance, "hinter die Kulissen" zu schauen - hinter die Leinwand der Hollywoodfilme.
Hinter dieser Leinwand sind nicht alle Mensche braun gebrannt und fahren im Jeep am Strand entlang. Den Fast Food-Aspekt kann man durchgehen lassen, aber andere typisch amerikanisch scheinende Dinge sucht man hier im Süden Illinois' (und vermutlich im Großteil des Landes ebenso) vergeblich.
In Filmen fehlt es den Darstellern normalerweise nicht an einer Krankenversicherung und für gewöhnlich ist auch kein Familienmitglied im Irak stationiert.
Andere Zustände, die in Filmen aufgegriffen werden, konnte ich wiedererkennen:
Es ist großartig, wie die Menschen hier zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen.
Zu Schulbeginn ist ein Mädchen aus meiner High School aus einem Baumhaus gefallen und ist nun querschnittsgelähmt. Seitdem gibt es immerzu neue Spendenaktionen, auch im lokalen Rotary Club, und auf den Rückscheiben vieler Autos stehen Aussagen wie "LET'S PRAY FOR KAYLA".
Veilleicht kann man diese Aktionen teilweise dem "School Spirit" zusprechen.
Die Schüler identifizieren sich sehr stark mit ihrer Schule und tragen das Schulmaskottchen stolz auf Pullover, Autonummerschild oder, mit Farbe aufgetragen, im Gesicht.
Schule in den USA ist allgemein anders als in Deutschland. Es ist leicht, mit anderen Schülern ins Gespräch zu kommen und so habe ich mittlerweile viele Freunde gefunden, an der Highland High School. Es dauert nicht lange, bis man von einem US-Amerikaner als Freund akzeptiert wird, jedoch ist die Freundschaft dann auch dementsprechend oberflächlich.
Da der Großteil der Schüler nach der Schule arbeitet, kann man nur an Wochenenden etwas zusammen unternehmen.
In den ersten Wochen war das mein größtes Problem: Nach der Schule kam ich zurück ins leere Haus meiner Gstfalie. Meine Gstmter ist nur am Wochenende in der Stadt, der Gstavter arbeitet bis 19 Uhr und die Kinder sind bereits ausgezogen. Außerdem ist hier alles so weitläufig, dass man, egal, wo man hin möchte, ein Auto braucht.
Das ist eine große Umstellung, wenn man zu Hause in Deutschland drei Geschwister hat und zentral wohnt.
Also musste eine Lösung gefunden werden, denn nach drei Wochen, deren Nachmittage man größtenteils alleine verbringen muss, bekommt man doch Sehnsucht, nach seinem "alten Leben" in Good Old Germany. Hinzu kommt, dass die Aufregung der ersten Zeit verging. Wo blieb das große Abenteuer?
Letzte Woche habe ich mit Cross Country angefangen. Jetzt habe ich also jeden Tag bis 18 Uhr Training. Sonntagabends gehe ich zum Jugendtreff der Kirche meiner Gastfamilie. Außerdem bin ich Mitglied des French Clubs meiner Schule.
Ein Ereignis, das ich miterleben durfte war der Homecoming Dance. Nicht zu vergessen die Besuche der Football Games der Schulmannschaft.
Jeden Dienstag gehe ich um 12 Uhr zum Rotary Meeting des Highland Rotary Clubs. Die Treffen sind vergleichbar mit den deutschen; mit dem Unterschied, dass hier mehr gesungen wird und die Meetings mit der Pledge of Allegiance und einem Gebet eröffnet werden.
Mein Rotary District ist sehr engagiert: Einmal im Monat treffen alle 15 Inbounds zu einem Fun-Weekend zusammen - das ist super.
Zu den Dingen, die ich bereits erlebt habe, kommen Besuche von zwei Cardinal Baseball Games in St. Louis und die Besichtigung des Gateway Arch in St. Louis, dem "Tor zum Westen".
Mit der Sprache gibt es keine Probleme. In einigen Schulfächern besteht zwar noch eine Sprachbarriere, aber ich denke, dass sich diese im Laufe der nächsten Zeit so gut wie auflösen wird.
Schließlich möchte ich auf meine Homepage hinweisen, die ich für meinen Auslandsaufenthalt erstellt habe, hinweisen: www.eda-in-illinois.de.tl
Ich bemühe mich, sie regelmäßig zu aktualisieren, um Familie und Freunde in Deutschland auf dem Laufenden zu halten.
Diesen Erfahrungsbericht möchte ich mit einem großen Dank an meinen entsendenden Rotary Club beenden. Der Austausch ist perfekt, um die Welt ein bisschen kleiner zu machen, und zum Kulturustausch unter den Ländern beizutragen.
Sonnige Grüße aus Highland, Illinois,
Esther Nagel